Graphophonie

Klanginstallation mit Schallplattenobjekt für zwei digitale Zuspieler und elektronisch manipulierte Schallplattengeräusche


1923 spekulierte Laszlo Moholy-Nagy über die Möglichkeit, graphische Strukturverläufe auf eine Schallplatte zu übertragen um so zu neuartigen, nie gehörten Klängen zu gelangen. Auch wenn sich dieses Verfahren als nicht realisierbar erwies, so berührte Moholy-Nagy dennoch substantielle Gedanken zum Wesen dieses Tonträgers, als einer beschreibbaren Fläche.
Grundsätzlich ist die Speicherung von Tönen auf einer Schallplatte Beschriftung im ursprünglichen Sinne.Die analoge Toninformation wird durch einen Stichel in jenen Tonträger eingeschrieben, der dann als Matrize für eine Vervielfältigung zur Verfügung steht. Die Speicherung von akustischen Informationen auf einer Schallplatte unterscheidet sich also nicht grundsätzlich vom Vorgang des Schreibens. Die manuelle Beschriftung einer Schallplatte wäre daher prinzipiell möglich. Das in die Oberfläche eingeritzte, gekratzte oder geprägte Schriftzeichen, das Graphem mutierte auf einer Schallplatte zum Graphon.
Die Möglichkeit der Oberflächendeformation, die Speicherung von Informationen auf der Schallplatte überhaupt erst möglich macht, führte, wie wir heute wissen, zu ihrer Abschaffung. Die in der Träger- oberfläche gespeicherte Information war immer auch schutzlos weiteren Beschädigungen ausgeliefert. Schallplattenfetischisten trauern heute diesen Spuren nach, gab doch eine verkratzte Platte auch Aufschluß über die einzigartige Geschichte ihrer Nutzung. Tatsächlich ist der Kratzer die unmittelbarste Beschriftung der Schallplatte, die unabsichtliche Beschädigung als permanente Neubeschriftung des Trägers. Graphone der Abnutzung, die zum Klingen gebracht werden können.

 

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